Gewerkverantwortlicher: z. Zt. nicht belegt
Im Handwerkermuseum ist das Tischlergewerk um die alte, schon in die Tage gekommene, Hobelbank mit deutscher Vorderzange und französischer Hinterzange zu finden. Darüber hängt ein eingerichteter Werkzeugschrank. Neben diesem Arbeitsplatz gibt es welche mit kleiner Hobelbank und kleinem Werkzeugschrank für jüngere Museumsbesucher. Dahinter stehen einige Exponate und alte holzverarbeitende Maschinen, eine Kreissäge, Hobel-, Fräs-, Bohr-, Bandschleifmaschine und eine Spezialmaschine zur Stielherstellung. Zudem werden diverse Handmaschinen und eine Sammlung typischer Handwerkzeuge zur Holzbearbeitung vom Hobel bis zum Stecheisen, vom Holzhammer bis zu Holzsägen ausgestellt.
Der Tischlerberuf
Tischler ist ein Beruf, in dem Holz- und Holzwerkstoffe verarbeitet werden. Der Tischler stellt daraus, auch in Verbindung mit anderen Materialien, unterschiedliche Produkte, Möbel, Bauelemente, Modelle her. Das geschieht meist in einem Handwerksbetrieb, in der Werkstatt und im Maschinenraum, auf der Baustelle oder vor Ort beim Kunden und auch an Objekten im Freien.
In einer Tischlerwerkstatt gibt es einen Bankraum und einen Maschinenraum. Im Bankraum stehen an jedem Arbeitsplatz eine Werkbank oder Hobelbank, hängt ein Werkzeugschrank, steht eine Werkzeugkiste und befindet sich ein Abstellbereich mit Böcken. Im Maschinenraum des Betriebes gibt es kleinere und größere Maschinen und Geräte zur Holzbearbeitung und Holzveredlung. Manchmal ist auch ein eigenes Lager zu finden, in dem unterschiedliche Hölzer und Holzplatten vorgehalten werden.
In der Werkstatt, auf Baustellen oder bei Kunden führt ein Tischler sein eigenes Handwerkzeug mit. Dazu dient die alte Werkzeugkiste, ein Werkzeugkasten oder -koffer und Werkzeugtaschen. Zum üblichen kleinen Handwerkzeug gehören Hobel, Hammer, Stecheisen, Schraubendreher, Säge, Raspel, Feile, Schleifklotz und ein Grundset an Nägeln und Schrauben. Dazu kommen Arbeitshandschuhe und Schutzbrille und ein „Erste-Hilfe-Set“ sollte nicht fehlen.
Tischler ist ein dualer Ausbildungsberuf, der in einer dreijährigen Ausbildung (Lehre) erlernt werden kann. Tischler benötigen handwerkliches Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen, Gespür für Form und Ästhetik, müssen gut rechnen und millimetergenau arbeiten können.
Tischler finden eine Anstellung in der holzverarbeitenden Industrie, holzverarbeitenden Betrieben und Tischlerwerkstätten, darüber hinaus in Baumärkten und Möbelhäusern, Möbelherstellern und Messebauunternehmen, in Theatern und Museen, oder machen sich selbstständig.
Bautischler stellen hölzerne Gebäudebestandteile wie Fenster, Türen, Treppen her und bauen sie ein. Möbeltischler fertigen Einrichtungsgegenstände aus Holz, Möbel wie Tische, Stühle, Schränke, Bänke, Truhen, Verkleidungen. Modelltischler erstellen Holzmodelle vor allem für Gießereien, Negativformen für Verfahren beim Metallguss.
Zur Geschichte der Holzbearbeitung
Schon in Urzeiten ist Holz ein Werkstoff für Menschen. Holz lässt sich leicht bearbeiten und zu Gegenständen formen, die benötigt wurden. Für welche unterschiedlichen Zwecke Menschen zum einen Holz grob, aber fachgerecht bearbeiteten zeigen bereits Funde aus der Frühzeit vor etwa 4.500 bis 5.800 Jahren und sorgfältig bearbeitete und oft kunstvoll verzierte Erzeugnisse. Holz war über Jahrtausende für die Menschen besonders wichtig. Bis zum Beginn der Industrialisierung im 18.Jahrhundert waren die meisten Gebrauchsgegenstände aus Holz und nicht aus Ton oder Keramik.
In Ägypten vor 5.500 Jahren um 3500 v.Chr. kannten Handwerker einfache Werkzeuge zur Zerteilung eines Baumes, zum Glätten von Holzoberflächen, zum Stemmen und Bohren. glätteten sie mit einer Art von kleinem Spaten, Hobel waren noch nicht bekannt. Griechen und später Römer verbesserten die noch recht primitiven Werkzeuge weiter. Diese nahmen Formen an, wie wir sie heute noch kennen.
In der Antike, etwa ab 800 – 700 v.Chr., verarbeiteten Handwerker nicht nur heimische Holzarten. Es gab einen schwunghaften Handel mit Holz und römische Handwerker verarbeiteten Ebenholz aus Afrika und Indien. Erst zum Beginn der Neuzeit im 16.Jahrhundert verwendeten Handwerker in Mitteleuropa wieder exotische Hölzer.
Mit dem Untergang des römischen Reiches 476 n.Chr. verschwanden in Westeuropa die römischen Handwerker und damit deren Handwerkskunst. So kam es im Mittelalter zu einem Rückgang in der Technik und Qualität der Holzerzeugnisse. Notwendige Arbeiten wurden in den Familien selber verrichtet, fremde Hilfe möglichst selten in Anspruch genommen.
Tischler, ein altes Handwerk
In der Holzbearbeitung gab es schon frühzeitig Spezialisierungen, regionale Entwicklungen und unterschiedliche Tätigkeiten. Bis um 800 n.Chr. führte der Zimmermann noch all die Arbeiten aus, die heute der Tischler verrichtet. In dieser Zeit tauchten erstmalig „Schreyner“ und „Contormacher“ auf, die den „Kistlern“ die feineren Arbeiten entzogen. Unter den Zimmerern verrichteten die „Kistler“ bereits die anspruchsvolleren Arbeiten.
So war zuerst die Bearbeitung von Holz die Sache von Zimmerleuten. Zimmerer, Tischler, Drechsler waren Mitglieder derselben Zunft. Im 13.Jahrhundert begann die Trennung der Tischler von den Zimmerleuten und ab dem 14.Jahrhundert grenzten Tischler sich immer stärker als eigenständiges Handwerk ab. Zimmerleute bauten Häuser, errichteten Konstruktionen, die mit dem Haus verbunden waren, kennzeichnete die feste Verbindung mit einem Bauwerk, das Unbewegliche ihre Arbeiten. Kennzeichen der Tischler wurde das Bewegliche. Sie bauten Möbel, die alleine standen und nicht fest eingebaut waren. Nach Erfindung der Brettersägemühle entwickelte sich nach 1320 ein technisch verfeinertes Tischlerhandwerk. Tischler verwendeten eine Vielzahl unterschiedlicher Hobel und setzten Leim und Firnis ein. Hobel und Leimtopf wurden Zunftzeichen der Tischler.
Zimmerer mussten ihre Arbeit auf dem Bauplatz verrichten, Tischlern war eine Werkstatt im Hause gestattet. Die Abgrenzung der Tischler zu den Zimmerern und zu anderen Gewerken dauerte noch bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts. Später stellten Tischler dann auch Fenster, Türen, Treppen her, das wurden die Bautischler. Das Zimmererhandwerk beschränkte sich auf die groben Holzarbeiten.
Tischlerwerkzeug
Ab dem 18.Jahrhundert liegen Beschreibungen über verwendete Tischlerwerkzeuge vor. Diese stellten die Tischler zu einem großen Teil aus Holz selber her. Weißbuche war das bevorzugte Holz für die Fertigung der unterschiedlichsten Hobelarten. Benötigte Eisenteile, wie beispielsweise Hobeleisen, fertigte der Waffenschmied oder der Dorfschmied, Nägel schmiedete der Nagelschmied.
Einblicke in die Hobelsammlung
Durch die im 18. und 19.Jahrhundert einsetzende Industrialisierung erhielten auch die Tischler maschinelle Hilfsgeräte und Maschinen. Nachdem bereits im 14.Jahrhundert die Brettersägemühle eingesetzt wurde, folgte erst ab 1855 der Einsatz von Bandsägen, danach die von Kreissägen und Hobel- und Schleifmaschinen.
Tischler, eine eigene Zunft
Tischler fanden sich schon früh in einer Zunft zusammen, etablierten eine Ordnung mit Meister, Geselle, Lehrling. 1244 gibt es in Regensburg einen ersten Hinweis auf eine Bruderschaft von Tischlern, Vorläufer der späteren Tischlerzunft. Tischlerzünfte hatten recht bald das ausschließliche Recht Hobel als Werkzeug und Leim als Verbindungsmittel zu nutzen und ihnen war das Herstellen bestimmter Werkstücke vorbehalten. Seit dem 16.Jahrhundert wiesen die Zünfte immer wieder auf „Bönhasen, Pfuscher und Störer“ hin. Das waren Landtischler, Tischler mit Ausbildung in Kirche und Armee, nicht zunftfähige verheiratete Gesellen, die für weniger Geld in der Stadt arbeiteten.
Im 18.Jahrhundert gab es Auseinandersetzungen zwischen Meistern und Gesellen. Zwischenzeitlich gegründete Vereinigungen der Tischlergesellen kämpften mit „Streiks, Verrufen, Schimpfreden“ um mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.
In der „Franzosenzeit“, der Besetzung und der napoleonischen Herrschaft ab 1794, wurden die Zünfte, so auch die Tischlerzünfte aufgehoben. Nach der Niederlage Napoleons 1815 wurden die Zünfte wieder eingesetzt, konnten sich jedoch nicht mehr durchsetzen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in den 1860er Jahren lösten sich die Zünfte auf.